Florina Coulin "Bilder und Symbole des Lebens und der Transzendenz"

Florina Coulin

Ölbilder

Bildrechte beim Autor

"Adam, Eva, Maria and more - Bilder zur Bibel"

21. April , Ostersonntag, 2019 bis 27. Oktober 2019

www.florina-coulin.de

Bildrechte beim Autor
 
Bildrechte beim Autor

Florina Coulin: Lilien und Rose           Florina Coulin: Adam

Die Augsburger Künstlerin Florina Coulin ist eine Meisterin der Aquarelle mit spiritueller, abstrakter Ausstrahlung.

Sie stellte u.a. bei "Künstler helfen Obdachlosen" in Augsburg aus. Dort lernte Pfarrer Frank Witzel die Ausnahmekünstlerin kennen und schätzen. In der Kreuzkirche werden ab Ostern 2019 ihre Ölbilder präsentiert. Es wird deutlich, wie diese Ausdruck und Anmutung der Aquarelle kongenial weiterführen und fortentwickeln.

Pfarrer Frank Witzel stellt die Ausstellung in den Kontext des Gesamtwerks von Florina Coulin:

Florina Coulin, die Mystikerin der Malerei entdeckt die Symbole des Glaubens

Ich habe die Kunst der Augsburger Malerin Florina Coulin kennengelernt, als sie bereits mitten in ihrer Schaffensphase „Bilder zur Mitte (ab 1999)“ war.

Zarte, sphärisch anmutende, auf die umfassendsten Symbole reduzierte Formen in durchscheinenden Aquarellen deuteten auf das Unsagbare und Mystische hin. Ihre Bilder sprachen eine religiöse Sprache ohne Worte und tauchten die Räume, in denen sie ausgestellt waren in eine Aura des Heiligen. Es war kostbar, dass gerade Coulins Aquarelle die Ausstellung „Künstler helfen Obdachlosen“ in Augsburg beseelten. Es ging um „Das Ganze“, wie der Titel eines ihrer Aquarelle von 2006 es ausdrückte.

Erst unter dem Eindruck dieser mystischen Kunst durfte ich Frau Coulin im Laufe der begleitenden kulturellen und sozialethischen Events unserer stadtweiten und sich wiederholenden Ausstellungen im Rahmen von „Künstler helfen Obdachlosen“ im Augsburger Annahof und an anderen Orten auch persönlich kennen lernen. Frau Dr. Pia Haertinger vom SkM (Sozialdienst katholischer Männer, der für hervorragende und kreative Sozialarbeit in der City Augsburgs steht) hatte den Kontakt vermittelt. Ich hielt anfangs noch respektvolle Distanz. Zugleich war mir schon damals klar, dass ich noch weitere Kunstprojekte gern mit ihr ermöglichen wollte.

Auch nach meinem Weggang von Augsburg ins Kleinwalsertal war mir stets bewusst, dass ich bei passender Gelegenheit diesen Kontakt weiter pflegen und vertiefen will.

Und alles hat seine Zeit, wie der der Prediger Salomo im Ersten Testament der Bibel nüchtern und tröstend zugleich festhält. Alles hat seinen „Kairos“, die mystische Erfüllung der Zeit, die spirituelle Koinzidenz der Prozesse. 

Und dies geschieht nun mit der Ausstellung "Bilder und Symbole des Lebens und der Transzendenz" in der Kreuzkirche in Hirschegg. Die Mystikerin der Malerei gestaltet den spirituellen Ort Kreuzkirche, der von so vielen Menschen aus ganz Mitteleuropa als "guter Ort" aufgesucht wird. Unser Gästebuch in der Kreuzkirche erzählt davon. Die Kunst von Frau Coulin aus ihrer jüngsten Schaffensphase wird vom Ostersonntag, den 21. April dieses Jahres bis zum Sonntag, den 27. Oktober bei uns zu Gast sein. Die Ausstellung wird täglich von 9 bis 19 Uhr geöffnet sein.

Ich durfte mit Hilfe der Künstlerin zuvor auch Einblick nehmen in die Geschichte, dem Werden ihrer Kunst.

Es begann mit dem Zyklus "Frühe Arbeiten. Malerei, Lithographie, Radierung (Bukarest 1972-1977)". Wir erkennen darin gegenständliche, ja sogar naturalistische Motive, mit denen die Künstlerin sich vor über 40 Jahren befasste. Sie wurde beeinflusst von global kommunizierter Kunst, nämlich der Pop-Art bis zu Henry Moore, Paul Klee und afrikanischer Kunst.

Der „Neubeginn in Deutschland, Erste Dekade“ führte nach dem Umzug von Rumänien nach Deutschland durch Verunsicherungen zu Suchbewegungen. Impressionistische, existentialistische, religiöse und surrealistische Elemente und Motive fanden Eingang in Coulins Malerei. Sie brachten Impulse in ihre Kunst, die weiter wirkten, weiter wollten, den Rahmen transzendierten. Ganz folgerichtig nahm die suchende Künstlerin die Elemente „Installationen, Aktionen, Bilder (1989 – 2002)“ in ihr Schaffen auf. Auch Kunst als soziales Experiment oder Skulptur wurde ausgetestet sowie Erfahrungen mit Performance und Tanz gemacht.

„Meine Orte. Aquarelle (1977 – 1995)“ sind gleichsam die Klammer, die die Phasen zu einer konsistenten, zusammengehörenden Dynamik verbinden. Sie sind die Haftpunkt der Erinnerung und der Sehnsucht im Bloch’schen Sinn nach der „Heimat, worin noch niemand war“. Hier liegt der mystische Kraftort, der die Künstlerin in ihrer Entwicklung voranbringt.

Parallel, leicht zeitlich versetzt, entwickelte sich bereits die oben angedeutete Phase „Bilder zur Mitte (ab 1999)“ gleich einer Heimreise und doch auf einer ganz anderen, höheren Ebene.

„Singe die Gärten, die du nicht kennst;
wie in Glas
eingegossene Gärten, klar, unerreichbar.
…“
(aus Rainer Maria Rilke: Die Sonette an Orpheus II/XXI)

Das Unsagbare will Sprache, Form und Gestalt gewinnen und doch unsagbar bleiben. Hier zeigt sich, dass moderne Kunst sowohl Bilder produziert und zugleich dem biblischen Bilderverbot „Du sollst dir kein Bildnis machen“ aus den 10 Geboten in Exodus 20 folgt.

Die Phasen und Zyklen „Ölbilder (ab 2000) und „Gesichter (2010 – 2013)" vereinen nun die Essenz der mystischen Aquarelle ab 1999 mit einer neuen Suche im Gegenständlichen und Abbildbaren, um das Gemeinte und zugleich Unsagbare auszudrücken.

Auf der „Suche nach einer Essenz“ findet die kunstschaffende Mystikerin Coulin die Rose als Symbol.

In ihrem Katalog ist dieses Suchen und Finden mit Hilfe des Symbols noch nicht dargelegt und entfaltet. Die Kreuzkirche darf der Ort sein, an dem dieser Weg weiter geht und der Öffentlichkeit vorgestellt wird.

Symbole sind nach dem von mir überaus geschätzten evangelischen Theologen und Religionsphilosophen Paul Tillich (1886 – 1965) Zeichen, Dinge, Menschen, Bezeichnungen, Kommunikationen, die Anteil haben an dieser Welt und zugleich am Sein Selbst. Dabei ist das Sein Selbst oder der Grund des Seins die philosophische Umschreibung von Gott, der, der uns anspricht, aber von dem wir nicht reden können. Religiöse Symbole sind so die Brücke zwischen dieser Welt der Wirklichkeiten und der letzten Wirklichkeit, auf der alles ruht und beruht. Darum sind Symbole per se heilig. Kunst, insbesondere Florina Coulins Kunst, hat diese Symbolkraft.

Exemplarisch wird dies an der Verwendung des Symbols der Rose deutlich. Schon vorreformatorisch spielte sie bei dem flämischen Maler und Schöpfer des monumentalen Genter Altars Jan van Eyck (1390-1441) eine wichtige Rolle. Während der Reformation übernahm Martin Luther selbst die Rose als Symbol für sein Siegel, weil er darin Gottes Liebe erklärt sah. Epochen übergreifend taucht die Rose immer wieder in katholischen Mariendarstellungen auf und verweisen über das Dargestellte in einen mystischen Raum, der mit Liebe und Schönheit konnotiert ist. Von daher ist es leicht verständlich, dass das Symbol der Rose auch im Liedgut in ökumenischer Verbundenheit seinen Platz gefunden hat. Das Weihnachtslied „Es ist ein Ros‘ entsprungen“ erzählt davon.

Florina Coulins Arbeiten führen nun nach der langen Reise durch das Existentielle zum Essentiellen. Das Mystische war die Vorbereitung des Symbolischen.

Dabei ist es ein Gewinn, dass die in Süd-Rumänien aufgewachsene Florina Coulin aufgrund ihrer Biographie die Symbolwelt aus dem Bereich griechisch-orthodoxer Frömmigkeit und der dazu gehörenden Ikonenwelt rumänischer Kirchen schöpft und genau diese in einer protestantischen Kirche präsentiert werden.

Gerade diese ästhetische Cross-Over-Kommunikation und zutiefst ökumenische Lebenshaltung öffnet uns die Augen für das Eigentliche, nämlich das Aufscheinen des Unbedingten im Bedingten.

Wir freuen uns, dass wir in der Kreuzkirche davon Zeugnis erhalten und danken der Künstlerin sehr. Ich wünsche allen, die Kommen und Sehen Gottes Segen für das Berührtsein des Essentiellen inmitten den Bedingungen unserer Existenz.

Frank Witzel, Hirschegg, 6.3.2019